Fundstelle See am Mondsee
Kuratorium Pfahlbauten
Fundstücke

Archiv der Menschheitsgeschichte

Die prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen sind durch die guten Erhaltungsbedingungen von Fundmaterial eine einzigartiges Quelle der Information über die ersten Siedler:innen im Alpenraum. 

Die Archäologie beschäftigt sich mit den Hinterlassenschaften des Menschen. Jede Besiedelung hinterlässt Spuren, die heute je nach Bodenbeschaffenheit besser oder schlechter erhalten sind. In feuchten Gebieten wie Mooren, Uferbereichen, Seen, Flüssen und Meeren sind die Erhaltungsbedingungen sehr gut. Durch den Luftabschluss kommt es zu keiner Verwitterung des organischen Materials (Holz, Textilien, Lebensmittelreste,...). Wo Pfosten eines urgeschichtlichen Hauses an Landgrabungen nur mehr schemenhaft als Bodenverfärbungen zu erkennen sind, ragen unter Wasser noch ganze Holzpfähle aus dem Untergrund. Solche außerordentlichen Voraussetzungen sind selten und ermöglichen der Archäologie Schlüsselinformationen über das Leben vor 6000 Jahren zu gewinnen. Das macht die prähistorischen Pfahlbauten zu wichtigen Zeugnissen der ersten Besiedelung im Alpenraum, ein Grund, warum eine Auswahl von 111 der über 1000 Fundstellen in ganz Europa zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde.

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Keramik

Gefäße und andere Objekte aus Keramik treten in Mitteleuropa erstmals in der Jungsteinzeit, also mit der Sesshaftwerdung des Menschen auf. Durch verwendete Verzierungen ist Keramik in der Archäologie ein wichtiges Indiz für die kulturelle Einordnung und Erstellung von Typologien.

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Stein

Wurde in der Steinzeit zur Herstellung von verschiedenen Werkzeugen, zum Beispiel Beilen, Äxten, Klingen, Schleif- oder Reibsteinen, verwendet. Unterschiedliche Gesteinsarten wurden für verschiedene Zwecke gebraucht.

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Icon Tierknochen

Knochen und Geweih

Stand als Abfallmaterial bei der Jagd als Rohstoff schon immer zur Verfügung und wurde durch die gesamte Urgeschichte zur Herstellung von Werkzeugen, Schmuck und Alltagsgegenständen verwendet.

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Pflanzenreste

Pflanzliche Groß- und Kleinreste können Auskunft über Ernährung, Umwelt und Wirtschaftsweise der urgeschichtlichen Siedler:innen geben. Die Erhaltung solcher Materialien ist unter den meisten Umständen selten, in Feuchtböden jedoch sehr gut.

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Holz

War in der gesamten Urgeschichte einer der wichtigste Rohstoffe. Leider bleibt dieses in den wenigsten Fundumständen erhalten. In Feuchtböden jedoch kann man auch nach Jahrtausenden noch Objekte aus Holz finden, die zur Datierung von Fundstellen dienen können.

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Icon Metall

Metall

Kupfer kommt als leicht zu bearbeitendes Metall bereits in der Jungsteinzeit auf und wird später durch Zugabe von Zinn zu Bronze weiterentwickelt. Diese wird in Mitteleuropa ab ca. 2200 v. Chr. zur Herstellung von Schmuck, Werkzeugen und Waffen verwendet. 

Fotogalerie

Fundstücke aus den österreichischen Pfahlbauten

Die Erhaltung unter Wasser liefert der Forschung spannende Einblicke in das Leben der Urgeschichte.

Funde treten unter Wasser entweder bei der Überwachung der Fundstellen zutage...

...oder in systematischen Forschungsgrabungen.

Die Funde und Befunde werden bereits unter Wasser von den Forschungtaucher:innen dokumentiert.

Größere Funde werden unter Wasser dokumentiert, gesichert und geborgen.

An Land werden sie, mit aller Information versehen, katalogisiert und konservatorisch betreut.

Die "Kulturschicht" wird an Land flotiert und nach kleinsten Funden (Fischschuppen, Pflanzenresten, Holzkohle, etc.) durchsucht. Diese dienen weiteren Untersuchungen und können Auskunft über verschiedenen Lebensbereiche geben.

Viele Funde dienen auch der Datierung der Fundstellen, beispielsweise verzierte Keramik, die aufgrund ihres Dekors einer bestimmten Epoche zugeordnet werden kann.

Unter Wasser erhalten sich auch Funde, die anderweitig verrotten. Dieses organische Material gibt z.B. Einblicke in die Ernährung und den Alltag der Menschen.

Anhand der Funde und Befunde lässt sich rekonstruieren, wie das Leben an den Seen vor Jahrtausenden ausgesehen haben könnte.

Häufige Fragen zu den Fundstücken

Was soll ich tun, wenn ich etwas finde?

Immer wieder kommt es vor, dass durch Zufall archäologische Funde gemacht werden. Solche Auffindungen haben durchaus auch zur Entdeckung neuer Fundstellen beigetragen. Besonders an Seeufern mit Unterwasser Fundstellen werden immer wieder Objekte angespült und können beim Baden oder Spazieren gefunden werden. Ein Fund, egal aus welcher Zeit, kann zur Erforschung der regionalen Geschichte beitragen. Darum gilt in Österreich die Meldepflicht archäologischer Funde. Meldungen können beim österreichischen Bundesdenkmalamt (archaeo@bda.gv.at), bei der Polizei oder der Bezirksverwaltungsbehörde gemacht werden. Auch unser Team freut sich über Auskünfte zu eigenen Beobachtungen, besonders im Bereich von Seeufern und Flüssen und kann bei einer Fundmeldung unterstützen.

Was passiert mit den Funden, nachdem sie aus dem See geholt wurden?

Archäologische Funde aus Mooren und Seen brauchen eine spezielle Behandlung, wenn sie aus dem Boden genommen werden. Bis zu 6000 Jahre lang haben sich die Überreste der Pfahlbausiedlungen im Seeboden erhalten. Werden die Objekte ausgegraben ändern sich die Umgebungsbedingungen, wie Temperatur, Sauerstoff, Feuchtigkeit, Mikroorganismen und dergleichen. Das kann starke Auswirkungen auf die Objekte haben und deren Verfall rapide beschleunigen. Dabei kommt es stark darauf an um welches Material es sich handelt. Steinobjekte und Keramik sind von den Umgebungsänderungen kaum betroffen. Bei organischen Überresten wie Holz, Textilien, Knochen, oder Pflanzenresten ist das anders. Trocknen sie aus, wird das Material spröde, bekommt Risse und die Objekte können sich bis zur Unkenntlichkeit verformen.

Darum werden alle Funde, die geborgen werden müssen, von Konservator:innen gereinigt und speziell behandelt. Sensible Materialien lagern in Kühlgeräten bei konstanten 6° C unter feuchten und dunklen Bedingungen, ähnlich wie unter Wasser. Besondere Stücke werden von Konservator*innen bearbeitet und zum Teil restauriert, um sie für zukünftige Ausstellungen nutzen zu können.

Wie funktioniert eine Ausgrabung unter Wasser?

Archäologische Arbeiten unter Wasser werden gerne im Frühjahr oder Herbst gemacht, wenn das Wasser noch kalt ist und die Algenblüte das Wasser noch nicht trübt. Bei klarem Wasser gelingen Vermessungsarbeiten und Fotodokumentationen im Allgemeinen besser. Bei Wassertemperaturen zwischen 4 und 15° C benötigt die Grabungsmannschaft deshalb Trockentauchanzüge. Die Taucher:innen arbeiten in der Regel drei Stunden pro Tag unter Wasser. Den Rest des Tages wird an Land das Fundmaterial versorgt und die unter Wasser durchgeführten Arbeitsschritte, Vermessungen und Beschreibungen der abgetragenen Bodensedimente im Computer eingetragen.

Die Archäolog:innen graben im Seeboden mit einer Kelle oder ihren Händen. Je nach Beschaffenheit des Sediments lässt es sich entweder leicht mit der Hand aufwirbeln oder es muss mit der Kelle in Blöcken abgestochen werden. Das abgetragene Sediment wird mit einer „Water dredge“ (eine Art Unterwasserstaubsauger) eingesaugt und in einem Netz aufgefangen. Besondere Funde werden unter Wasser von den Taucher*innen eingemessen und extra verpackt. Bei der Vermessung unterstützt die Archäolog*innen ein Messrahmen, der die Grabungsfläche in 1x1 Meter Quadranten unterteilt. Jeder Bereich hat seine eigene Nummer. Jeder Fund, jede Probe und jedes Fangnetz muss mit diesen Nummern gekennzeichnet werden, um sie später verorten zu können.

Das Aushubmaterial kommt in den Fangnetzen mit an die Oberfläche und wird an Land fein säuberlich durchgespült und ausgesiebt. Mit dieser Methode lassen sich auch die kleinsten Objekte, wie Fischschuppen, Kalksteinperlen und Apfelkerne finden. Durch die Benummerung können die Funde bestimmten Bereichen im Grabungsschnitt und Schichtpaketen zugeordnet werden. In der Regel gilt, je weiter unter im Boden die Objekte liegen, desto älter sind sie. Mit dieser Methode können Archäolog:innen verschiedene Phasen und Entwicklungsstufen einer Seeufersiedlung aus der Urgeschichte bestimmen.